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Haoxing Liang, Konzertmeister


Haoxing Liang wurde in China geboren. Mit sechs Jahren begann er Geige zu lernen. Nach seinem Studium am Zentralen Konservatorium für Musik in Peking ging er 2001 an die Universität für Musik und darstellende Kunst Wien und schloss dort mit einem Magister Artium ab. Er ist Preisträger des internationalen Vaclav-Huml-Wettbewerbs für Violine Zagreb. Als Solist gastierte er vor allem in Österreich, Italien, Ungarn, in der Tschechischen Republik, in Deutschland und China sowohl mit Solokonzerten als auch in Begleitung der größten russischen Orchester. Er nahm am Andrej-Sacharow-Festival sowie am East Belgium Festival teil. Zu seinen Kammermusikpartnern zählt er Musiker wie Dora Schwarzberg, Ivry Gitlis, Roby Lakatos, Polina Leschenko, Walter Delahunt, Juri Smirnov, Jorge Basso oder auch Alban Gerhardt. Im Oktober 2013 nahm er an der Semana Musical Llao Llao in Argentinien teil. Von 1996 bis 1999 war Haoxing Liang Konzertmeister der Berliner Symphoniker. In dieser Zeit spielte er mit den Berliner Philharmonikern unter renommierten Dirigenten wie Claudio Abbado, Kent Nagano und vielen anderen. Als Konzertmeister trat er bei Orchestern wie dem der Komischen Oper Berlin, der Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern und den Bochumer Symphonikern in Erscheinung. Seit 1999 ist Haoxing Liang 1. Konzertmeister des Orchestre Philharmonique du Luxembourg. Zusammen mit Misha Maisky spielte er als Solist auf der Tournee des OPL in Asien. Er ist Dozent für Violine und Kammermusik am Konservatorium in Esch-sur-Alzette. Haoxing Liang nahm das gesamte Kammermusikwerk von Gabriel Pierné (Timpani) auf sowie die Werke von Vincent d’Indy (Timpani). Das Quatuor Kreisler, das er mit Silja Geirhardsdottir, Jean-Marc Apap und Niall Brown gegründet hat, spielte zudem die Werke von Théodore Gouvy ein. Quelle: Philharmonie


Ask the musicians:

Wie kamst Du zu Deinem Instrument? Mein Vater war eigentlich schuld daran. Er hat Gitarre gespielt und auch ein bisschen Geige. Mit der Geige hat er sehr bald aufgehört, da ich ihm gesagt habe, dass er falsch spielt und er hat danach nur noch Gitarre gespielt. Ich hatte schon als Kind das absolute Gehör, was ich aber erst viel später herausgefunden habe. Mit zwölf Jahren habe ich mit Klavierspielen angefangen und erkannte bereits alle Töne zum großen Erstaunen aller. Für mich war das klar, ein C ist ein C. Mit 13 Jahren habe ich die Aufnahmeprüfung für das Konservatorium in Peking und in Kanton bestanden. Ich konnte alles nach Gehör nachspielen was alle sehr erstaunt hat, aber für mich nichts Besonderes war. Welche Rolle spielt der Dirigent für Dich? Im Orchesteralltag ist Demokratie nicht möglich. Zum einen haben wir den Dirigenten und zum anderen das Orchester mit seinen Gewohnheiten und seinem Repertoire. Das Orchester beherrscht das französische Repertoire sehr gut, sowie Mahler und Bruckner und hat seine eigene Interpretation dieses Repertoires. Doch wenn ein Dirigent das Gegenteil wünscht, müssen die Musiker diese Wünsche umsetzen. Wenn die Forderungen des Dirigenten klar sind, können wir sie leicht umsetzen und dies gehört zu unseren Aufgaben. Das ist als ob ein Koch als Chef kommt und wir sind quasi die Zutaten, oder noch besser die Unterköche. Wenn ein Dirigent keine Vorstellung hat wie das Stück gespielt werden soll oder sie nicht vermitteln kann, dann ist es schwierig für uns. Im Konzert meistern wir die Situation und das Resultat ist meistens sehr gut, auch wenn der Dirigent nicht sehr geschickt ist. Welchen Stellenwert haben die Orchestertourneen für Dich? Einen sehr hohen und zunehmend höheren Stellenwert. Luxemburg ist ein kleines Land, aber dank des wunderbaren Saales spielen auch andere Orchester gerne in der Philharmonie. Es ist ein großes Glück, dass es die Philharmonie gibt, denn sie hat international einen hohen Stellenwert. Die Tourneen geben uns das Gefühl ein Teil des Ganzen zu sein. Man darf nicht nur in Luxemburg bekannt sein und damit ist die Welt in Ordnung. Wenn wir aber erfolgreiche Konzerte in Wien, Berlin und mit der Zeit hoffentlich auch in Tokyo geben und uns so in der Musikwelt etablieren, ist dies eine wunderbare Sache. Daran arbeiten wir. Die Philharmonie als unser Standort, doch Auftritte in Konzertsälen anderer Orchester sind sehr, sehr wichtig. Was macht ein erfolgreiches Konzert für Dich aus und wie fühlst Du Dich danach? Wir sind meinem Empfinden nach nicht immer objektiv, aber nach einem Konzert meistens sehr glücklich. Nicht weil das Konzert vorbei ist, sondern weil es erfüllend war und immer ein Erlebnis. Ich kann nur für mich sprechen, doch es kommt vor, dass ein Programm uns nicht so sehr liegt und auch nicht besonders schwierig ist und das Konzert dann nicht ein wirkliches Vergnügen darstellt. Musiker zu sein ist wunderbar, mein Job ist ein Traumjob. Als Orchester bildet man eine Einheit, sie ist unsere Existenz. Zusammen zu atmen, zusammen zu phrasieren, das ist fantastisch. Die Proben dienen dazu, dass im Augenblick des Konzertes alles klappt. Und wenn das so ist, können Sie sich vorstellen wie schön das ist. Danach fühle ich mich wunderbar und bleibe noch mindestens zwei bis drei Stunden wach und genieße es. Wer oder was ist noch wichtig in Deinem Leben? Die Familie hält mich am Leben, sie ist mein Ruhepol. Besonders nach einem Konzert brauche ich Zeit und Ruhe um wieder ein „normaler“ Mensch zu sein. Was machst Du in Deiner Freizeit? Badminton ist schon seit Jahren meine Leidenschaft. Ich spiele zwar immer noch mittelmäßig, aber leidenschaftlich gern. Wir haben eine kleine Gruppe im Orchester die gern und regelmäßig zusammen spielen. Als Kind haben mich Video- und Konsolenspiele fasziniert. Natürlich hatten wir damals keine Konsolenspiele zu Hause, also sind mein Bruder und ich auf die Straße in kleine Spielhallen gegangen. Dort haben wir unser schwer erspartes Geld mit Vergnügen in die Automaten geworfen um spielen zu können. Das war ein großes Ding für uns durch die Spielhallen zu streifen und zu spielen. Heute haben sich die Spiele ganz anders entwickelt und die meisten Spieler spielen nur noch zu Hause online gegen andere Spieler, oft Ballerspiele, was mich auch total fasziniert. Aber leider habe ich heute nur noch wenig Zeit dazu. Aber mein Sohn spielt ja auch und manchmal zeige ich ihm Tricks. Dann mag ich auch noch Filme, Kino und TV-Shows. Game of Thrones läuft gerade an und ich bin wieder dabei. Aber es gibt auch noch viele andere interessante Serien, Kriminalgeschichten oder politische Intrigen – House of Cards zum Beispiel. Ich bin ein großer Filmfan. Gibt es noch andere Musik, die Du gerne hörst oder spielst? Ich denke mein Bedarf an Neugier ist derart gedeckt solange ich meinen Beruf ausübe. Ich lege selten eine klassische CD auf und wenn, dann eher eine CD von Amy Winhouse deren Stimme ich sehr mag. Wenn ich koche höre ich eher Pop oder Jazz, aber nicht Bruckners 7. Symphonie oder ein Werk von Mahler. Ich habe früher ab und zu Tango gespielt, doch ich kann nicht behaupten, dass ich dafür begabt bin. Doch wenn ich die Gelegenheit dazu habe, genieß ich es sehr. Gibt es Musiker oder Persönlichkeiten, die Dich geprägt haben? Absolut! Ich bin immer noch Dora Schwarzberg aus dem Studium in Wien dankbar. Damals war ich noch sehr jung. Sie hat mir später geraten, mich noch von anderen Geigern unterrichten zu lassen. So war ich kurz auch bei Ivry Gitlis und danach bei Philippe Hirschhorn, eine große Persönlichkeit und auch privat ein toller Mann. Ich bewundere Leute die anders denken. Ich habe Hirschhorn kennen gelernt als er schon nicht mehr spielen konnte. Er hat mir keinen Ton vorgespielt, aber sich Notizen gemacht um mir danach seine Meinung über mein Geigenspiel mitzuteilen. Ein unglaublicher Mensch, sehr wortkarg aber von einer brillanten Intelligenz und einem scharfen Verstand. Wie kamst Du nach Luxemburg und was gefällt Dir hier besonders? Ich bin eigentlich ein Großstadtmensch und ich fühle mich noch immer wohl in Großstädten wie Paris, London oder Peking. Ich genieß das Große kulturelle Angebot, manchmal sogar Überangebot dieser Städte. Ich finde, dass Luxemburg mit seinem Angebot absolut mit den Großstädten mithalten kann. Ich war vorher in Berlin in einem Orchester und damals sprach man davon, dass das Orchester mit einem anderen Orchester fusionieren müsse. Dies ist im Nachhinein nicht geschehen, doch wurde dem Orchester nur ein sehr kleines Budget genehmigt. Damals hatte ich mich zu vielen Probespielen gemeldet und war in Bochum noch vor Luxemburg erfolgreich und drauf und dran nach Bochum zu gehen. Ich habe mich dann aber dann für Luxemburg entschieden, weil ich auch noch die französische Sprache lernen wollte. Ich finde Sprachen faszinierend und mein Traum wäre, alle Sprachen der Welt zu beherrschen, natürlich eine Utopie. Auch mit David Shallon, dem damaligen Chefdirigent, zu arbeiten hat mich gereizt. Leider ist er nach nur einem Jahr Zusammenarbeit verstorben. Er hat sehr viel und gut mit dem Orchester gearbeitet und für mich ein sehr interessantes, profitables Jahr. Was gefällt mir hier besonders? Manche Leute beschweren sich über den vielen Regen in Luxemburg, doch dies stört mich überhaupt nicht. Ich meide eher die Sonne, was vielleicht daran liegt, dass ich Südländer bin und schon von sehr viel Sonne profitiert habe. In Luxemburg gefällt mir einfach alles. Das klingt vielleicht ein bisschen kitschig, aber es gefällt mir sehr, dass hier viele Ausländer leben. Eigentlich habe ich mich noch nirgends als Ausländer gefühlt, vielleicht habe ich in Wien am Anfang ein bisschen „gefremdelt“, weil ich die Sprache noch nicht beherrschte. Ich war in Wien sehr glücklich, ich war in Berlin sehr glücklich und habe mich nie als „Fremdkörper“ gefühlt. In Luxemburg sind die Leute sehr herzlich und freundlich und das Land ist bestens organisiert. Luxemburg ist zwar keine große Metropole, aber sehr weltoffen und deshalb fühle ich mich sehr wohl. Welche Entwicklung des Orchesters hast Du seit Deinem Eintritt beobachten können und wie siehst Du sein Potenzial für die Zukunft? Meine erste Zeit im OPL war mit David Shallon, danach kam Bramwell Tovey und nach Emmanuel Krivine nun Gustavo Gimeno. Das Orchester hat sich sehr positiv entwickelt und konnte seine Qualität enorm verbessern, bedingt auch durch den wunderbaren Saal der Philharmonie. Früher hat das Orchester in der Villa Louvigny oder im Konservatorium gespielt, in kleinen Sälen mit mittelmäßiger Akustik. Die Philharmonie mit seinem großen Saal hat dem Orchester die Arbeitsmöglichkeit gegeben, von der viele Orchester nur träumen können. Die optimalen Bedingungen in Luxemburg geben uns die Möglichkeit ausgezeichnete Musiker für das Orchester zu gewinnen und somit ein gutes Niveau des Orchesters zu garantieren. Es wäre schön ein bisschen in die Zukunft blicken zu können. Wir haben sehr wichtige Tourneen hinter uns, in verschiedenen Städten Deutschlands, unter anderem die Elbphilharmonie in Hamburg, danach die Türkei und Griechenland. Demnächst reist das OPL zum ersten Mal auf Tournee nach Südamerika. Ich sehe der Zukunft sehr positiv entgegen. Das OPL ist auf dem besten Weg sich international bestens zu positionieren. Für ein kleines Land wie Luxemburg sind die Rahmenbedingungen sehr schwierig. Zum Beispiel: weshalb ist das Orchester noch nie in Japan gewesen? Seit langer Zeit wird davon gesprochen, doch bis jetzt noch nie verwirklicht. Der asiatische Markt ist nicht zu unterschätzen und könnte dem OPL andere Perspektiven eröffnen. In Europa sind wichtige Städte Wien, Salzburg, Berlin, London. Gibt es manchmal auch lustige oder kritische Momente im Orchesteralltag? Während eines Konzerts ging der Feueralarm los und der Dirigent hat mich gefragt, spielen wir weiter oder nicht? Ich habe ihm ja gesagt und wir haben weitergespielt. Welches ist die Funktion des Konzertmeisters im Orchester? Gottseidank nicht nur Händeschütteln mit Dirigenten. Der Konzertmeister muss mit dem Dirigenten Entscheidungen treffen. Ich schätze die Meinungen meiner Kollegen sehr, aber ein Austausch findet nur in der Pause statt. Wenn wir zum Beispiel über eine Phrasierung oder über Striche reden, dann wird vom Dirigenten erwartet, dass der Konzertmeister die Entscheidung trifft. Aber wie gesagt in der Pause, können wir auch intern darüber reden. Wir haben sehr gute Musiker in unserem Orchester, doch wenn jeder Musiker seine Ideen in der Probe präsentiert würde, wären dies chaotische Zustände. Dass die Kollegen andere Ideen haben schätze ich sehr, doch der Austausch muss während den Pausen stattfinden. Wenn junge Dirigenten unsicher oder verunsichert sind, was schon mal vorkommt, dann fragen sie oft: Herr Liang, was machen wir jetzt oder ist das gut so? Das Orchester braucht eine Richtung und wenn ein Dirigent das nicht klar vermitteln kann, werde ich ihn beraten. Wie geht es Deinem Instrument und was hat es dazu zu sagen?







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